Obstbaumschnitt ist eine Sache für sich. Oft ist man als Laie verwirrt von der Fülle an fachlichen Details. Wann ist der richtige Schnittzeitpunkt für welches Obst und wie muss die Schnittmaßnahme ausgeführt werden, damit der Baum nicht geschädigt wird und wieder reichlich gesunde Früchte trägt? Wie behandelt man einen jungen und wie einen alten Obstbaum?
Wir möchten im Folgenden nicht zu sehr ins Detail gehen und haben die wichtigsten Fakten und Schnittzeitpunkte für Stein- und Kernobst kurz zusammengefasst.
Dazu ist zu bemerken, dass wir es in der Baumpflegepraxis meist mit Obstbäumen zu tun haben, die bereits eher wenig fachmännische Schnitte hinter sich haben. Manchmal können wir nur noch „Schadensbegrenzung“ betreiben. Aber besser spät als nie: auch das kann noch ein gutes Ergebnis zur Folge haben.
Welche Schnitte sind in einem (Obst)baumleben sinnvoll?
Pflanzschnitt: schafft die Grundlage für den zukünftigen Kronenaufbau. In der Regel ein Haupttrieb und 3-4 Leitäste. Auch die Wurzel sollte hier Beachtung finden: Sie sollte vor dem Pflanzen leicht zurück geschnitten und geschädigte Wurzelteile entfernt werden.
Erziehungsschnitt bei Jungbäumen (Beispiel: Pyramidenkrone): hat den Aufbau einer leistungsfähigen und zweckmäßigen Krone zum Ziel. Das Holztriebwachstum soll eingeschränkt und die Neigung zur Fruchtbildung gefördert werden. Damit einher geht der Aufbau eines kräftigen Kronengerüsts bestehend aus Mitteltrieb und wenigen, nicht miteinander konkurrierenden Leitästen. Der Schnitt (mind. 1 x pro Jahr) beinhaltet die Entfernung von Konkurrenztrieben, ins Kroneninnere wachsender Triebe und stehenden Reitern („Wassertriebe“). Evtl. Rückschnitt bzw. Abspreizen der Leittriebe.
Überwachungsschnitt etwa nach dem sechsten Standjahr: Dicht stehende Triebe werden beseitigt, um mehr Licht in die Krone zu lassen. Das ältere, nach unten hängende Fruchtholz wird entfernt. Frucht- und Laubbildung sollte ausgeglichen sein.
Verjüngungsschnitt bei Altbäumen mit zahlreichen, aber zu kleinen Früchten oder wenig Fruchtbildung: Auslichtung aller zu dicht stehenden Äste, Entfernung des überalterten Fruchtholzes und Einkürzung eines Teils der Leitäste. Ziel ist die Bildung von neuem Fruchtholz und die Revitalisierung. Nachbehandlung in den Folgejahren: Entfernung von zu dicht stehenden Neuaustrieben („Wassertrieben“). Verbleibende Neuaustriebe werden NICHT eingekürzt.
Ein häufiger Fehler sind jährliche zu starke Rückschnitte aller Triebe. So kann sich kein Fruchtholz entwickeln und es treiben zahlreiche lange, dünne Reiter („Wassertriebe“) aus.